1 decade ago in Zitate
Nur dadurch, dass die Menschen alle Kräfte spannen und einander liebend helfen, erhalten sie sich in einer leidlichen Höhe über einer höllischen Tiefe, nach der sie wollen. Untereinander sind sie durch Seile verbunden, und bös ist es schon, wenn sich um einen die Seile lockern und er ein Stück tiefer sinkt als die andern in den leeren Raum, und gräßlich ist es, wenn die Seile um einen reißen und er jetzt fällt. Darum soll man sich an die andern halten. Ich habe die Vermutung, dass die Mädchen uns oben halten, weil sie so leicht sind, darum müssen wir die Mädchen lieb haben und darum sollen sie uns lieb haben.
Brief an Oskar Pollak, 20. Dezember 1903
 1 decade ago in Zitate
Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von den Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich, so liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.
 1 decade ago in Zitate
Heil sei allen, die sich lieben! Fluch denen, die nie Liebe fühlten und schwersten Fluch jenen, die die Liebe anderer hindern!
"Pompeji" von August Mau (1900)
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Sie werden ihres Hassens und Wütens satt und haben auf einsamer Strasse Licht-Gesichte, die ihnen zureden: "Warum nicht endlich lieben!" Es gibt eine so süße Wut der Liebe.
 1 decade ago in Zitate
Das Verlangen nach Gegenliebe ist nicht das Verlangen der Liebe, sondern der Eitelkeit und Sinnlichkeit.
 1 decade ago in Zitate
Alle Kreaturen jagen Gott mit ihrer Liebe, denn es ist kein Mensch so unselig, dass er aus Bosheit sündigte; sondern er tut es um seiner Lustgier willen. Es schlägt einer einen tot; das tut er nicht, um etwas Böses zu tun, sondern es dünkt ihn, er selbst käme, solange jener lebt, nimmer in sich selbst zum Frieden; darum will er in Frieden Lust suchen, denn Friede bringt Freude. So jagt alle Kreatur Gott mit ihrer Liebe, denn Gott ist die Liebe. So begehren alle Kreaturen der Liebe. Wäre ein Stein vernünftig, er müsste Gott mit seiner Liebe jagen. Wer einen Baum fragte, warum er seine Frucht trägt, wenn er Vernunft hätte, spräche er: dass ich mich in der Frucht erneuere, das tue ich, um mich von neuem meinem Ursprung zu nähern; denn dem Ursprung nahe sein, das ist lustvoll. Gott ist der Ursprung und ist Lust und Liebe.
 1 decade ago in Zitate
Ich dachte manchmal, wenn ich mich im Freien erging, der Mensch könne mit der Zeit dazu kommen, dass er Gott zwingen kann. Wäre ich hier oben und spräche zu ihm: »Komm herauf!« das wäre schwer. Aber spräche ich: »Setz dich hier nieder!« das wäre leicht. So tut Gott. Wenn der Mensch sich demütigt, so kann Gott in seiner Güte sich nicht enthalten, er muss sich neigen und in den demütigen Menschen ergiessen, und dem Allergeringsten gibt er sich mit seinem Allermeisten und gibt sich ganz und gar. Was Gott gibt, das ist sein Wesen, und sein Wesen ist seine Güte, und seine Güte ist seine Liebe. Alles Leid und alle Freude kommt von der Liebe.
"Von Gott und der Welt"
 1 decade ago in Zitate
Freunde sind vorherbestimmt; Freundschaft findet statt zwischen Männern und Frauen, die eine intellektuelle und emotionale Zuneigung für einander haben. Aber Kameradschaft - dieses ekstatische Hochgefühl, das daherrührt, in Kriegszeiten zur Masse zu gehören - die ist in unserer Reichweite. Wir alle können Kameraden haben. Die Gefahr der äußeren Bedrohung, die entsteht, wenn wir einen Feind haben, erzeugt keine Freundschaft; sie erzeugt Kameradschaft. Und die im Krieg täuschen sich darüber, was sie durchmachen. Und deshalb werden Kameraden wieder zu Fremden für uns, sobald die Bedrohung vorbei ist und der Krieg endet. Das ist der Grund, warum wir nach dem Krieg in Verzweiflung verfallen.

In der Freundschaft gibt es eine Vertiefung unserer Wahrnehmung unserer selbst. Wir nehmen durch einen Freund stärker war, wer wir selbst sind; wir finden uns selbst in den Augen des Freundes. Freunde bohren und fragen nach, sie fordern einander heraus vollständiger zu werden; bei der Kameradschaft von der Art, wie sie in patriotischem Eifer zu uns kommt, gibt es eine Unterdrückung der Selbstwahrnehmung, der Selbstkenntnis, und der Eigenverantwortlichkeit. Kameraden verlieren ihre Identät im Krieg für den kollektiven Rausch einer gemeinsamen Sache, eines gemeinsamen Zieles.

Bei der Kameradschaft gibt es keine Ansprüche an das Selbst. Das ist Teil ihrer Anziehungskraft und einer der Gründe, warum wir sie missen und wiederherzustellen suchen. Kameradschaft erlaubt uns, den Anforderung an das Selbst zu entfliehen, die Teil der Freundschaft sind. Wenn wir uns im Krieg bedroht fühlen, sehen wir dem Tod nicht alleine ins Gesicht, sondern als Gruppe, und dies macht den Tod leichter zu ertragen. Wir adeln die Selbstaufopferung für einander, für die Kameraden; kurz, wir beginnen, den Tod anzubeten. Und das ist es, was der Gott des Krieges von uns verlangt.

Zum Schluß bedenke, was es bedeutet, für einen Freund zu sterben. Es ist bewußt und schmerzhaft; es bereitet keine Ekstase. Für Freunde ist Sterben schwer und bitter. Der Dialog, den sie führen und schätzen, wird vielleicht nie wieder fortgesetzt werden. Freunde lieben Tod und Opfer nicht auf die Art, auf die es Kameraden tun. Für Freunde ist die Aussicht des Todes erschreckend. Und das ist der Grund warum Freundschaft, oder Liebe, der stärkste Gegner des Krieges ist.
 1 decade ago in Zitate
Mag immerhin jemand kampfgeübter sein, nur sei er nicht menschliebender als du, nicht anspruchsloser, nicht ergebener bei allen Begegnissen, nicht nachsichtsvoller bei den Verirrungen seiner Nebenmenschen.
"Selbstbetrachtungen"
 1 decade ago in Zitate
Die Eltern haben eben für die Kinder nur die tierische, sinnlose, sich mit dem Kinde immerfort verwechselnde Liebe, der Erzieher hat für das Kind Achtung, und das ist im Erziehungssinn unvergleichbar mehr, selbst wenn keine Liebe mitsprechen sollte. Ich wiederhole: im Erziehungssinn; denn wenn ich die Elternliebe eine tierisch sinnlose nenne, so ist das an sich keine Minderbewertung, sie ist ein ebenso unerforschliches Geheimnis wie die kunstvoll schöpferische Liebe des Erziehers, nur in Hinsicht der Erziehung allerdings kann diese Minderbewertung gar nicht groß genug sein. Wenn sich N. eine Henne nennt, so hat sie ganz recht, jede Mutter ist es im Grunde, und die, welche es nicht ist, ist entweder eine Göttin oder aber wahrscheinlich ein krankes Tier. Nun will aber diese Henne N. nicht Hühnchen, sondern Menschen zu Kindern haben, darf also ihre Kinder nicht allein erziehen.
Brief an Elli Hermann (Herbst 1921)
 1 decade ago in Zitate
Die Liebe, die plötzlich entsteht, heilt am schwersten.
 1 decade ago in Zitate
[..] meine Liebe zu Dir ist größer als ich, und mehr von mir bewohnt als daß sie in mir wohnte, und hat auch einen schlechten Halt an meinem unsicheren Wesen [..]