Die Freundschafft, die der Wein gemacht,
Würckt wie der Wein, nur eine Nacht.
Dennoch, im Grunde verkörpern Bürokratien die vorherrschende Kultur des Fehlschlags als Produkt, das erwünschte Resultat und Endergebnis komplexer, wohlüberlegter, und anstrengender Herstellungsprozesse. Wie die Mehrheit der Menschen sind Bürokraten emotional in Fehlschlag investiert, nicht in Erfolg; sie florieren durch Fehlschlag, Unglück, und Notfall. Je schlimmer Desaster und Unfähigkeit, desto mehr Ressourcen fliessen den unersättlichen und sich stets ausweitenden Bürokratien zu (man denke an die US-Regierung nach den Terroranschlägen des 11. Septembers [2001]). Paradoxerweise wird ihr Erfolg an den Fehlschlägen gemessen, die sie ertragen mussten oder selbst herbeigeführt haben.
Es ist wirklich unglaublich, wie nichtssagend und bedeutungsleer, von außen gesehen, und wie dumpf und besinnungslos, von innen empfunden, das Leben der allermeisten Menschen dahinfließt. Es ist ein mattes Sehnen und Quälen, ein träumerisches Taumeln durch die vier Lebenalter hindurch zum Tode, unter Begleitung einer Reihe trivialer Gedanken.
Schon steige ich auf springende Säulen der Vision. Ich sehe mich auf dem Lukendeckel des Panzers stehen. Um mich her wogt hungerndes, dürstendes, sehnendes Volk. Und tausend Hände recken sich zum verhüllten Himmel. Ich will mit ihnen sein, ich will die abertausend Hände drücken, bis sie wachsen, immer länger und länger, immer höher und höher, bis sie in den Himmel reichen und den Vorhang zerreißen. Da umfließt es uns in goldner Helle: Frieden, Freiheit!
Eben noch blind und taub vom Strahl und Donner des Krieges, umarmen wir uns mit Kinderträumen im Herzen. Brüder, die Pforte steht uns offen, die Pforte zur Heimkehr in den Geist und die Liebe!
Unter mir aber, im Bauch der Maschine, knattern nicht mehr tödliche Entzündungen, ich höre den friedlichen Hammerschlag des neuen Schaffens, es riecht schon nach Brot und nicht mehr nach Brand. Und aus dem grauen Erz der Panzerwände sprießen die Sonnenstrahlen und reifen zu gelben Ähren. Und in den Armen halte ich die ewige Geliebte der Menschen, die niemals alternde Frau, die Freiheit!
Alle Geister erwachen, die Liebe siegt! Ich will nicht sterben, es ist eine Lust zu leben, und wenn in meinem Leibe tausend Zangen zerren!
Nichts mehr von feiger Selbstzerstörung, ich gebe mir Befehl, ich gebe mir den unumstößlichen Befehl: Du lebst, und du wirst leben! Roland Freisler, ich spotte deiner, du blutiger Hanswurst! Hinab in deine Hölle!
In unsern Panzern fährt der neue Geist. Aus unsern Panzern flammt das lebendige Wort."Kampf um den Kopf" (1948), Seite 65
Was muss die Politik jetzt tun?
Sie muss sich schonungslos von Rechtsradikalen abgrenzen. Die Grenze muss schon bei Rassismus gezogen werden. Denn Rassisten haben durch die sozialen Netzwerke das Gefühl, einer Mehrheit anzugehören. Rechtsradikale Ideologien und Rassismus dürfen kein normaler Teil des politischen Diskurses werden. Dafür muss man auch Menschen ausgrenzen.
Den gerechten Menschen ist es so ernst mit der Gerechtigkeit, dass sie, gesetzt den Fall, Gott wäre nicht gerecht, nicht eine Bohne sich um Gott kümmerten.
Enttäuschung ist mir eine Beglückung, denn zuvor war ich getäuscht, danach ist die Täuschung aufgehoben.Interview NEON-Magazin 04/2006
Mein Lieblingswein ist der rote. Habe ich aber keinen, kommt es zu keiner Trauer, dann trinke ich weißen. Habe ich keinen weißen, trinke ich Wasser. Habe ich auch kein Wasser, vergesse ich den Durst. Das sind so die Kunststücke meiner Seligkeit."Vom Glück, als Herr Janosch überlebt zu haben"
Solange wir leben, haben wir unseren Platz in dieser Geschichte, spielen wir darin eine Rolle. Alle, die da auf dem Bürgersteig sind, die auf dem Fahrrad vorbeikommen, die uns anschauen oder uns nicht anschauen, spielen eine Rolle in dieser Geschichte. Sie alle tun etwas im Zusammenhang mit uns. Man kann den Kranken noch soviele Fußtritte in den Leib versetzen oder sie umbringen, Menschen, die Durchfall haben, zwingen, in einer Kirche eingeschlossen zu bleiben und sie dann erschießen, weil sie hineingeschissen haben, zum millionsten Mal brüllen Alles Scheiße, alles Scheiße, es gibt zwischen ihnen und uns eine Bindung, eine Beziehung, die nichts zerstören kann. Sie wissen, was sie tun, sie wissen, was man mit uns tut. Sie wissen es, als ob sie wir wären. Sie sind es. Und ihr seid wir! Wir sehen jeden dieser Menschen an, "der nichts weiß", wir möchten uns in jedes Bewußtsein einnisten, das nichts anderes bemerkt haben möchte als ein Stück gestreiften Stoff oder eine Reihe von Menschen oder ein bärtiges Gesicht oder den martialischen SS-Mann, der an der Spitze geht. Man wird uns nicht kennen. Jedesmal, wenn wir durch eine Stadt kommen, kommt Menschenschlaf durch Menschenschlaf. Genau das ist der Schein. Aber wir wissen alles, die einen sowohl wie die andern und die einen von den andern.
Als wir durch Wernigerode marschieren, richten wir die Augen auf die, die auf den Bürgersteigen sind. Wir betteln um nichts; sie sollen uns nur sehen, sollen uns nicht auslassen. Wir zeigen uns."Das Menschengeschlecht"
Seite 332
Hier auf dem Münsterplatz erlaubt sich der Wind so lustige Witze, daß man dumm wäre, wenn man nicht lachen würde. Und wenn ich hinausgehe, dann macht er mir meine ganze Frisur (an der ja ohnehin nicht viel ist) zuschanden. Da bekommst Du richtig Lust zum Springen und Mittun. Schade, daß ich die Zeit nicht habe.
Hoffentlich kommt er auch zu Dir, der Wind, und holt Dich ein bißchen hinaus, daß Du gar nicht mehr anders kannst als Dich freuen, am Wind und an Dir, weil Du es bist, an dem der Wind so herrliche Gefühle auslöst. Das kriegt er bestimmt fertig, paß einmal auf.
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Wenn du eine Wut auf mich hast, dann hab sie ruhig, aber schrei sie dem Wind oder auch mir zu, und drück sie nicht so in Dich hinein.Brief an Fritz Hartnagel, 12.11.1940
Wenn ich beten will und überlege mir, zu wem ich bete, da könnte ich ganz verrückt werden, da werde ich dann so winzig klein, ich fürchte mich direkt, so dass kein anderes Gefühl als das der Furcht aufkommen kann. Überhaupt fühle ich mich so ohnmächtig, und ich bin es wohl auch. Ich kann um nichts anderes beten, als um das Betenkönnen. Weißt du, wenn ich Gott denke, da stehe ich da wie ganz mit Blindheit geschlagen, ich kann gar nichts tun. Ich habe keine, keine Ahnung von Gott, kein Verhältnis zu ihm. Nur eben, dass ich das weiß. Und da hilft wohl nichts anderes als Beten. Beten.Dezember 1941
Der Grundsatz des »geringeren Übels« ist der Grundsatz der Verzweiflung. Meist zieht es die Sache nur solange hinaus, bis das größere Übel den Sieg davonträgt. Wenn man das zu tun wagt, was recht und menschlich ist, und wenn man an die Macht der Stimme der Humanität und Wahrheit glaubt, dann geht man ein geringeres Risiko ein, als wenn man sich auf den sogenannten Realismus des Opportunismus verläßt.
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Ich glaube, daß es für uns heute nur eine entscheidende Frage gibt: die nach Krieg oder Frieden. Der Mensch kann leicht alles Leben auf unserer Erde vernichten oder alle Zivilisation und alle Werte bei den Übriggebliebenen zerstören und eine barbarische, totalitäre Organisation aufbauen, die den Rest der Menschheit beherrscht. Sich dieser Gefahr bewußt zu werden und die Doppelzüngigkeit zu durchschauen, deren man sich überall bedient, um zu verhindern, daß die Menschen den Abgrund sehen, auf den sie sich zubewegen, ist unsere einzige Verpflichtung, das einzige moralische und intellektuelle Gebot, das wir heute zu respektieren haben. Tun wir es nicht, so sind wir alle zum Untergang verurteilt. Sollten wir alle bei einer atomaren Massenvernichtung umkommen, so wird das nicht daran liegen, daß der Mensch nicht fähig war, menschlich zu werden, oder daß er von Natur aus böse ist; es wird daran liegen, daß der Konsens der Dummheit ihn daran hinderte, die Wirklichkeit zu sehen und sich dementsprechend zu verhalten.
Ein normaler Mensch sagt: "Ich habe gerade keine Lust."
Die Menschmaschine aus der Redaktion von Spiegel Online sagt: "Ich bin ein Jetztgeradekeinelusthaber."
Das Verlangen nach Gegenliebe ist nicht das Verlangen der Liebe, sondern der Eitelkeit und Sinnlichkeit.
Hinter dem technologischen Schleier, hinter dem politischen Schleier der Demokratie zeigt sich die Realität: die universale Knechtschaft, der Verlust menschlicher Würde bei vorfabrizierter Wahlfreiheit. Und die Machtstruktur tritt nicht mehr 'sublimiert' auf im Stil einer liberalistischen Kultur, nicht einmal mehr heuchlerisch (so daß sie zumindest die 'Förmlichkeiten', die Hülse von Würde, beibehielte), sondern brutal, indem sie allen Anspruch auf Wahrheit und Gerechtigkeit über Bord wirft."Konterrevolution & Revolte" (1973)
Auf der Wartburg herrschte jener beschränkte Teutomanismus, der viel von Liebe und Glaube greinte, dessen Liebe aber nichts anderes war als Haß des Fremden und dessen Glaube nur in der Unvernunft bestand, und der in seiner Unwissenheit nichts Besseres zu erfinden wusste als Bücher zu verbrennen!
Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.
Dennoch darf das Element des Verbrechers in keinem Konzentrationslager fehlen. [..] die Tatsache, daß sie fast ausnahmslos die Aristokratie der Lager bildeten und die administrativen Funktionen erfüllten, zeigt deutlich, daß es erheblich schwerer ist, die juristische Person in einem Menschen zu töten, der sich etwas hat zuschulden kommen lassen, als einem völlig Unschuldigen. Der Aufstieg des Verbrechers in die Aristokratie der Lager ähnelt auffallend der Verbesserung, die in der juristischen Lage der Staatenlosen, welche ja auch ihre bürgerlichen Rechte verloren haben, eintritt, sobald sie sich zu einem Diebstahl entschließen."Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft", S. 656
Man muss etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben.
Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von den Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich, so liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.